Montag, 20. Dezember 2010

Pressemitteilung: Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Dezember 2010 [1]

Datum: 16.12.2010

Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Nach einer sehr
wachstumsstarken ersten Jahreshälfte und einem weiteren kräftigen Anstieg der
gesamtwirtschaftlichen Leistung im dritten Quartal zeigen die aktuellen
Konjunkturindikatoren die Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung auch im
Schlussquartal dieses Jahres an. Die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts fiel im
dritten Quartal mit preis- und saisonbereinigt [2] +0,7 % recht deutlich aus,
wenngleich sich das Tempo der Expansion nach dem ausgesprochen starken zweiten
Quartal erwartungsgemäß abgeschwächt hatte. Im Verlauf des Aufschwungs wurde das
Wachstum ausgeglichener. Das anfangs stark exportgetriebene Wachstum verlagerte
sich zunehmend auf binnenwirtschaftliche Kräfte. So lieferte im dritten Quartal
die inländische Verwendung mit +0,4 Prozentpunkten den größten Wachstumsbeitrag.
Maßgeblich hierfür war die Zunahme der privaten und der staatlichen
Konsumausgaben um 0,4 % bzw. 1,1 %. Darüber hinaus gingen vom Anstieg der
Ausrüstungsinvestitionen um 3,7 % deutliche Wachstumsimpulse aus. Der
Außenbeitrag trug mit 0,3 Prozentpunkten zum Anstieg der gesamtwirtschaftlichen
Leistung bei.

Die Wirtschaft ist gut ins Schlussquartal dieses Jahres gestartet. So sind die
wirtschaftlichen Aktivitäten in der Industrie zu Beginn des vierten Quartals
weiterhin ausgesprochen lebhaft und auch der Handel verzeichnet eine rege
Geschäftstätigkeit. Die anhaltend optimistische Stimmung bei Unternehmen und
Verbrauchern spricht dafür, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten
fortsetzen wird. Im vierten Quartal ist daher mit einem weiteren spürbaren
Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung zu rechnen.

Das Produzierende Gewerbe bleibt auch im beginnenden vierten Quartal ein
wichtiger Konjunkturmotor. Dabei kommen die maßgeblichen Impulse aus der
Industrie. Mit einer im Oktober deutlichen Zunahme der Industrieproduktion um
preis- und saisonbereinigt 3,2 % zeigt der Trend im Dreimonatsvergleich [3]
weiter klar nach oben (+2,2 %). Auch für die weitere Entwicklung der
Industriekonjunktur bleiben die Weichen auf Expansion gestellt. So sind die
Auftragseingänge im aussagefähigeren, weniger durch Schwankungen von
Großaufträgen beeinflussten Dreimonatsvergleich weiter aufwärts gerichtet (+1,4
%). Die im Vergleich zur Jahresmitte merklich schwächere Aufwärtstendenz deutet
allerdings auf eine eher ruhigere Aufwärtsentwicklung der Industrieproduktion
hin. Deutliche Nachfrageimpulse kommen weiter aus dem Ausland. Die
Inlandsnachfrage wird vor allem durch die rege Bestelltätigkeit bei den
Investitionsgüterherstellern gestützt. Hier könnte das Auslaufen der degressiven
Abschreibung zum Jahresende vorgezogene Anschaffungen weiter beflügeln. Die
positive Perspektive für die Industrie wird durch das sich seit Monaten
aufhellende und inzwischen äußerst zuversichtliche Geschäftsklima der Unternehmen
gestützt.

Im Bauhauptgewerbe nahm die Produktion im Oktober preis- und saisonbereinigt um
1,3 % zu. Impulse kamen dabei vor allem aus dem Tiefbau. Die Erzeugung im
Bauhauptgewerbe bewegt sich damit weiter auf dem nach der Frühjahrsbelebung
erreichten erhöhten Niveau. Die Auftragseingänge zeigten trotz eines deutlichen
Rückgangs im zuletzt vorliegenden Berichtsmonat September im Dreimonatsvergleich
eine leicht positive Tendenz (+0,9 %). Dämpfend machten sich die mit dem Ende der
Konjunkturprogramme rückläufigen Bestellungen im öffentlichen Hoch- und Tiefbau
bemerkbar. Im gewerblichen Hochbau und im Wohnungsbau nimmt die Nachfrage vor dem
Hintergrund des sich fortsetzenden Aufschwungs und niedriger Finanzierungskosten
dagegen tendenziell eher zu. Die Perspektiven für den Bau bleiben damit verhalten
positiv. Dies kommt auch in der leichten Aufhellung des Geschäftsklimas in den
letzten beiden Monaten zum Ausdruck.

Der private Konsum, der sich bereits im bisherigen Jahresverlauf 2010 als Stütze
der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwies, dürfte angesichts des anhaltenden
Beschäftigungsaufbaus, der Stärkung der Einkommen und weiterhin ruhiger
Preisentwicklung diese Rolle beibehalten. Die Umsätze im Einzelhandel ohne
Kraftfahrzeuge sind vorläufigen Angaben zufolge trotz deutlichem Plus im Oktober
(+2,3 %) in der Tendenz zwar leicht rückläufig. Dafür weist der Handel mit
Kraftfahrzeugen, der allerdings auch gewerbliche Kunden mit einschließt,
deutliche Umsatzzuwächse aus. Die sich seit Mitte des Jahres verbessernden
Zulassungszahlen privater Neuwagen mit einer Tendenz zu höherwertigen
Kraftfahrzeugen bestätigen diesen Trend. Das sich seit Frühjahr sukzessive
aufhellende Konsumklima sowie das seit Jahresmitte merklich verbesserte
Geschäftsklima im Einzelhandel signalisieren auch für das Jahresschlussquartal
und darüber hinaus eine Zunahme der privaten Konsumausgaben.

Der deutsche Außenhandel bewegt sich mehr und mehr in ein etwas ruhigeres
Fahrwasser. Die Warenausfuhren in jeweiligen Preisen schwächten sich im Oktober
leicht um 1,1 % ab, sie nehmen in der Tendenz aber weiter zu. Die Einfuhren
dagegen waren, trotz eines zuletzt leichten Zuwachses um 0,3 %, erstmals seit
Jahresbeginn auch tendenziell leicht abwärts gerichtet. Angesichts der ruhigeren
Entwicklung des weltwirtschaftlichen Umfelds dürfte die Stärke der vom
Außenhandel ausgehenden Wachstumsimpulse schwächer bleiben. Neben der ruhigeren
ausländischen Nachfragedynamik in der Industrie deutet hierauf auch die weniger
zuversichtliche Einschätzung der Exportperspektiven der von Markit und vom
ifo-Institut befragten deutschen Unternehmen hin.

Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt stehen auch weiterhin im Lichte des
Aufschwungs. Die Erwerbstätigkeit im Inland stieg im Oktober mit 41,09 Millionen
(Ursprungszahl) erstmals über die 41 Millionen-Marke. Parallel hierzu sank die
Zahl der Arbeitslosen, die bereits im Oktober die Drei-Millionen-Marke
unterschritt, im November auf 2,931 Millionen Personen und erreichte damit den
niedrigsten Stand seit November 1992. Dabei nimmt die Nachfrage nach
Arbeitskräften den Indikatoren zufolge weiter zu.

Die Preisentwicklung verläuft weiter in recht ruhigen Bahnen. Der von den
vorgelagerten Preisstufen ausgehende Druck wird nur begrenzt weitergegeben. Die
Verbraucherpreise stiegen im Verlauf im November nochmals leicht um 0,1 %. Die
Jahresrate erhöhte sich auf 1,5 % bzw. ohne Energie und saisonabhängige
Nahrungsmittel (Kerninflation) auf 0,8 %. Steigende Energie- und Rohstoffpreise
im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs - insbesondere aber auch die Verteuerung
von Rohöl - sorgten zuletzt vor allem bei den Erzeugerpreisen für steigenden
Preisauftrieb. Dies dürfte sich in den kommenden Monaten auch bei den
Verbraucherpreisen bemerkbar machen.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und
Entwicklung wird in der Januar-2011-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter
der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe wird in der 51.
Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie zu finden sein.

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[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 15.
Dezember 2010 vorlagen.
[2] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den saisonbereinigten Angaben
um Berechnungen nach dem Verfahren Census-X12-ARIMA.
[3] Mehrmonatsvergleiche sind einfache Verfahren, um den Einfluss von
Zufallsschwankungen zu reduzieren und die Grundtendenz deutlicher herauszuheben.
Zweimonatsvergleich: Veränderung September/Oktober gegenüber Juli/August;
Dreimonatsvergleich: Veränderung August/September/Oktober gegenüber
Mai/Juni/Juli.

Weiterführende Informationen

Zur Rubrik Konjunktur
<http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Wirtschaft/konjunktur.html>



Downloads

Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage
Stand: Dezember 2010
PDF: 35,2 KB
<http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/W/wirtschaftliche-lage-brd-12-2010,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf>






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